Die Kulturredaktion des Fernsehens ehrt den Poeten, Sprachkünstler und Kulturtheoretiker aus Österreich mit einem ungewöhnlichen Portrait. Nicht Freunde, Germanisten oder Künstler geben Auskunft, sondern der Sprachkünstler selbst steht Rede und Antwort und liest wichtige Beispiele aus seinem Gesamtwerk. Denn der Sinn seiner Gedichte ist – in Abwandlung eines Goethe-Wortes – das Gedicht selbst, vor allem wenn es vom Autor vorgetragen wird.
An diesem Porträt Ernst Jandls besticht neben vielem anderen, dass Krista Fleischmann nicht der Versuchung erliegt, sich selbst in Szene zu setzen und in den Vordergrund zu spielen, sondern den Dichter uneingeschränkt zu Wort kommen lässt. Eine im besten Sinn des Wortes volksbildnerische Einstellung. Sie schöpft auch die Möglichkeiten des Mediums voll aus und bedient sich nicht Kunstgriffen wie noch so dramaturgisch aufgebauter Ersatzhandlungen wie Diskussionen über Literatur. Krista Fleischmann hat es in ihrem filmischen Porträt insofern leicht, als ihr der denkbar beste Jandl-Interpret, zur Verfügung gestanden ist: Ernst Jandl. Ihm wurde der Preis für den Vortrag und die Interpretation seiner eigenen Gedichte zuerkannt. Interpret ist hier im doppelten Sinn gemeint – im Sinn der Lesung der Werke sowie deren Deutung und Verständlichmachung. Der Film von Krista Fleischmann bringt uns den Dichter Ernst Jandl nahe, lässt sein Werk verstehen. Der Film, und darin liegt das eigentlich Auszeichnungswürdige, macht über diese Inhalte vermittelnde Funktion hinaus Lust, Ernst Jandl zu lesen.