Die reichen Länder Europas stehen vor unerbittlichen Konsequenzen gegenüber dem Ansturm von Armutsflüchtlingen aus dem Osten und dem Süden, vor allem aus Afrika. Die Dokumentation enthüllt ein Panorama der politischen Ratlosigkeit und der sozialpolitischen Lebenssituationen der Betroffenen. Im ersten Teil geht es um den Osten Europas. An den Grenzen innerhalb des neuen Europa zwischen Ost und West sammeln sich Tausende von Bedürfnisflüchtlingen die im Westen nur eines suchen: Arbeit und eine Handvoll Glück. Offizielle Stellen machen längst kein Hehl mehr daraus, dass gegen diesen Ansturm die Grenzen dichtgemacht werden müssen. In zweiten Teil geht es um all jene zehntausende zumeist illegale Einwanderer aus dem Norden Afrikas. Die Straße von Gibraltar ist quasi zum Rio Grande geworden, der den armen Süden vom reichen Norden trennt. Spanien und Italien setzen verstärkt auf den Einsatz der Armee. Die Massenflucht von tausenden Albanern nach Süditalien hat die ganze Brisanz und Dramatik der „Festung Europa“ endgültig offengelegt. Das Brindisi-Syndrom steht für Apartheid anstatt Integration, ist Zeichen für eine EG die sich als geschlossene Gesellschaft versteht.
In der Bildungsarbeit wird gebetsmühlenartig das Aufzeigen von Zusammenhängen gefordert. Die Forderung zu realisieren und Zusammenhänge auch verständlich und anschaulich darzustellen, ist ein äußerst schwieriges Unterfangen, das den beiden Preisträgern voll gelungen ist. „Festung Europa“ zeigt unter anderem mit den nordafrikanischen Auswanderern eine Wanderungsbewegung, die uns sehr fern sind und an die wir kaum denken. Augenscheinlich wird dabei die Absurdität des häufig geäußerten Vorwurfs „Wirtschaftsflüchtlinge“. Wie schlecht muss es Menschen gehen, dass sie allein auf die vage Chance, ihre Lebensbedingungen etwas verbessern zu können, sogar ihr Leben riskieren?