Für ihre neue Folge der Serie „Alltagsgeschichte“ drehte Elizabeth T. Spira entlang der tschechisch-österreichischen Grenze. Sie sprach mit Menschen hüben und drüben. Hat sich das Leben in den Dörfern seit der Grenzöffnung verändert? Was verbindet, was trennt? Was halten die Mährer von den Österreichern, was halten die Österreicher von den Mährern? Die Dokumentation zeigt vor allem, wie sehr noch Ressentiments aus den Jahren 1938–46 in den Köpfen der Menschen verankert sind.
In „Die verflixten Nachbarn“ kommen alle Stärken von Elizabeth T. Spira besonders zum Ausdruck. Sie befleißigt sich nur eines knappen Kommentars und lässt Menschen reden, die – im statistischen Sinn – vielleicht nicht repräsentativ, dafür aber real sind. Sie kontrastiert die Worte mit kurzen Kameraschwenks und sie hat den immer selteneren Mut im Fernsehen langsam zu sein und damit zum – auch gedanklichen – Verweilen einzuladen. Elizabeth T. Spira ist keine Reporterin, keine Dokumentaristin, sondern eine Essayistin im Medium Fernsehen. In ihren Essays leuchtet Spira in menschliche Abgründe, die durch Ironie und die Art der Präsentation das Bedrohliche und Angsteinflößende verlieren, aber deswegen nicht weniger gefährlich sind. Gezeigt wird vor allem die verschiedenartige Sprachlosigkeit von Menschen, die der Gestik bedarf, wo die Worte versagen. Sprachlosigkeit kann unter bestimmten Bedingungen zur Vorstufe von Gewalt werden, was gerade auch die Bildung mahnen soll, sich damit auseinanderzusetzen. Es ist zu hoffen, dass es Fernsehessays auch in Zukunft gibt.