Robert Altenburger, Christoph Feurstein

Robert Altenburger, Christoph Feurstein
Die Kinder vom Spiegelgrund // 2000

Erstausstrahlung: 26.4.1999 (ORF/„Thema“)

Die Anklageschrift gegen den ehemaligen Euthanesie-Arzt Heinrich Gross ist nun fertig. Dem 84-Jährigen wird vorgeworfen, in der Nazizeit („Drittes Reich“) systematisch Kinder, die nicht den damals gängigen Rassevorstellungen entsprachen, getötet zu haben. Schauplatz dieser Taten war der sogenannte „Spiegelgrund“, ein Areal des Krankenhauses auf der Baumgartner Höhe in Wien. Gross war nach dem Krieg noch viele Jahre gerichtlicher Sachverständiger. Nun, nach mehr als 50 Jahren, wird er sich gegen eine Mordanklage verteidigen müssen. Robert Altenburger und Christoph Feurstein machten für „Thema“ ehemalige, oft nur durch Zufall überlebt habende „Kinder vom Spiegelgrund“ ausfindig und kehrten mit ihnen an den Ort des Grauens zurück.

Begründung der Jury

Die Dokumentation hat den aktuellen und sehr bekannten „Fall Gross“ und damit ein jahrzehntelang kaum bekanntes, besonders schlimmes Kapitel aus der NS-Zeit zum Gegenstand: die Tötung geistig und körperlich behinderter Kinder, die für „lebensunwert“ erklärt wurden. Zwischen 1939 und 1944 fanden etwa 700 solcher Tötungen statt. Der Wiener Spiegelgrund war unter den 30 einschlägigen Fachabteilungen des Dritten Reiches die mit der höchsten Todesrate. Die Gestalter der Sendung sind Journalisten, die man nur ermutigen kann, gerade in Zeiten von Entertainment und Edutainment sich weiter solch relevanter Themen anzunehmen.