Brita Steinwendtner

Brita Steinwendtner
Schreiben ist Sterben lernen // 1992

Erstausstrahlung: 3.11.1991 (ORF)

Dokumentation über die Schriftstellerin Ilse Aichinger. Der Aufruf zum Misstrauen, der Aufruf, „nein“ zu sagen im großen, im radikalen und im ganz kleinen – jeder einzelne, jedem Wort und jeden Tag gegenüber. Das hat die Dichterin llse Aichinger radikaler als alle ihre ZeitgenossInnen gemacht und geschrieben, seit sie schreibt. llse Aichingers Werk ist ohne Beispiel, voll poetischer Kraft, Verzauberung, Radikalität und Irritation. Der Film folgt den biographischen Stationen ihres Lebens und dem Weltempfinden ihrer Prosa und Lyrik. Peter Handke, Günter Grass, Hans Werner Richter und andere nehmen zu Ilse Aichinger und ihrem Werk Stellung, Sprecher der Sendung ist Axel Corti.

Begründung der Jury

„Schreiben ist Sterben lernen“ ist ein außerordentlich einfühlsames fünfundvierzigminütiges Porträt der österreichischen Dichterin llse Aichinger, das zum 70. Geburtstag der Schriftstellerin entstanden ist. Brita Steinwendtner ist es gelungen, in mehrjähriger Arbeit und Annäherung ein Porträt zu gestalten, das aus der Distanz Vertrauen erleben lässt. Aichinger kommt mit Sätzen zu Wort, die in ihrer Radikalität kaum zu übertreffen sind, auch wenn sie nicht so klingen. Sie, die als Kind in Wien Verfolgung und Diskriminierung erfahren und ihre geliebte Großmutter im KZ verloren hat, will dem Gängigen „kontern“. Ihr Lebensmotto „Vivere non necesse est“ (Leben ist nicht nötig) macht Ilse Aichinger immun gegen öffentliches „Geräusch“, wie sie es formuliert.