Christian Rathner

Christian Rathner
Sag mir, wo die Mädchen sind // 2014

Erstausstrahlung: 17.9.2013 (ORF/„kreuz & quer“)

Die „kreuz und quer“-Dokumentation „Sag mir, wo die Mädchen sind“ beschreibt die schwierige Position der Frau in der patriarchalen indischen Gesellschaft. In Indien leben signifikant weniger Frauen als Männer. Das liegt daran, dass Mädchen als minderwertig, überflüssig und teuer gelten und – vor allem in ländlichen Gegenden – weibliche Babys getötet werden. Eine als „Totengöttin Kali“ auftretende Frau bringt sie um, indem sie ihnen Salz auf die Zunge streut. Erstmals beschäftigt sich nun ein Kinofilm mit diesem traurigen Thema. Der neue Film „Kajarya“ in der Regie von Maduhreeta Anand greift auf künstlerisch spannender und sozialkritischer Ebene die unterschiedlichen Aspekte des Genozides an indischen Mädchen auf.

Begründung der Jury

Die in „kreuz und quer“ ausgestrahlte Dokumentation leuchtet die Hintergründe der aktuellen Gewaltexzesse gegen Frauen in Indien aus und befasst sich insbesondere mit der alten Praxis der Tötung unerwünschter weiblicher Babys, die heute durch Geschlechtsbestimmung mittels Ultraschall und Abtreibung fortgesetzt wird. Durch mehrere Beispiele wird belegt, dass die patriarchale Überbewertung männlicher Nachkommen noch längst nicht überwunden ist und dass der dumpfe Hass gegen das Weibliche nicht nur in Dörfern verankert ist. „Sag mir, wo die Mädchen sind“ weist aber nicht nur auf die Missstände in der indischen Gesellschaft hin, sondern stellt auch InderInnen vor, die sich gegen die Gewalt zur Wehr setzen. Eine dieser Personen ist die Bollywood-Regisseurin Madhureeta Anand, die einen Spielfilm zum Thema gedreht hat. Christian Rathner war mit seinem Team bei Dreharbeiten dieses Spielfilms dabei und hat mit der Regisseurin, mit Mitwirkenden, mit DorfbewohnerInnen gesprochen und nach Hintergründen recherchiert.