Elisabeth Guggenberger, Helmut Voitl

Elisabeth Guggenberger, Helmut Voitl
Demokratie – tot oder lebendig // 19901

Erstausstrahlung: 24.9.1990 (ORF)

Mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ schlagen die Osteuropäer der Demokratie machtvoll eine Gasse. Wie sieht es aber mit Demokratie und Freiheit hier im Westen aus? Warum sagt man, auch hier im Westen wären Perestroika, Glasnost und mehr Demokratie nötig? Ist die Demokratie denn in eine Sackgasse geraten? Warum gibt es so viel politisches Desinteresse, so viel Politikverdrossenheit und Apathie? Was bedeutet Demokratie, wenn sie offensichtlich mehr und mehr nur mit Marktwirtschaft gleichgesetzt wird?

Begründung der Jury

Das Team Guggenberger und Voitl bedient sich einer Optik, einer Bildsprache, die weit über das hinausgeht, was in politischen Dokumentationen üblicherweise zu sehen ist. Es handelt sich jedoch um eine Bildsprache, die sich nie verselbstständigt und dadurch Inhalte verdeckt, sondern, ganz im Gegenteil, den Transport von Inhalten unterstützt und dabei auf das zusätzliche Stilmittel feiner Ironie nicht verzichtet. Dem Dokumentationsteam gelingt etwas, wozu zumeist Bücher erforderlich sind: die aktuelle Analyse aus der historischen Dimension abzuleiten. Die Entwicklung der Demokratie wird unter dem Aspekt der Gefahren, der sie stets ausgesetzt ist, veranschaulicht. Dazu ziehen Guggenberger und Voitl einen in unseren Breiten gar nicht so bekannten, jedenfalls kaum gelesenen, seherischen Autor zu Hilfe und wohl auch zu Rate: Alexis de Tocqueville (1805–1859). Er bringt die tödliche Gefahr für Demokratie auf einen einfachen Nenner: die Passivität der Bürger. Damit ist indirekt auch ein Volksbildungsprogramm auf den Begriff gebracht: die Aktivierung der Bürger.