Elisabeth Scharang

Elisabeth Scharang
Eltern vor Gericht – Kinder klagen an // 1999

Erstausstrahlung: 14.10.1998 (ORF)

„Die Idee war es, einen Film aus der Sicht von Jugendlichen zu machen. Einen subjektiven Film, der nicht auf Analysen von Experten aufbaut, sondern Experten selbst vorführt: im Erziehungsheim, im Gerichtssaal, im Jugendamt“, erzählt Regisseurin Elisabeth Scharang. Drei Jugendliche, 15, 16 und 17 Jahre alt, erzählen und durchleben noch einmal ihre dramatischen Familiengeschichten, die immer in der Trennung von zumindest einem Elternteil enden. Die drei beziehen die Position derer, die sich gegen Ungerechtigkeiten, gegen Grausamkeit und Ignoranz zur Wehr setzten und setzen.

Begründung der Jury

In „Eltern vor Gericht – Kinder klagen an“, wird aus der Sicht von heute bereits Jugend-lichen das jahrelange Martyrium von Kindern dargestellt, die extremen Fehlverhalten ihrer Eltern oder Elternteile ausgesetzt waren. Der Film gewinnt seine Eindringlichkeit aus der Authentizität von drei geschilderten Leben, die ohne Spurenelemente von Spekulation vorgestellt werden. Den Inhalt des Films kann man schwer sachlich wiedergeben. Es geht unter anderem um die 15-jährige Jennifer, die mit 12 Jahren ihren Vater angezeigt hat, nachdem er sie sechs Jahre lang schwer misshandelt und sexuell missbraucht hat. Ihre erschütterte Mutter kann nicht verstehen, warum sie das trotz erkennbarer Zeichen nicht bemerkt hat. Ein Kinderarzt hat deutliche Anzeichen schon bei der Sechsjährigen missdeutet. Ein Sechzehnjähriger, der unter anderem eine inzestuöse Beziehung zu seiner Mutter hinter sich hat, schildert gleichfalls sein Schicksal, das er nicht verstehen kann. Die an Eindringlichkeit kaum zu überbietende Dokumentation von Elisabeth Scharang bleibt als Statement stehen.