Elisabeth Scharang

Elisabeth Scharang
Schweigen und Erinnern // 1999

Erstausstrahlung: 11.11.1998 (ORF)

Die zügellose Brutalität gegen Juden während des „Novemberpogroms“ 1938 aus der Sicht der Mitläufer, der stillen Zeugen und der Betroffenen ist Thema dieser Dokumentation. Anhand von Menschen die damals studierten, zur Schule gingen, bei der Wehrmacht waren, die Hermann-Göring-Werke aufbauten oder beim Film arbeiteten, werden die Ereignisse zwischen März und November 1938 in Linz, Graz, Innsbruck und Wien an Originalschauplätzen aufgerollt. Der letzte Teil des Films geht in das Jahr 1998. In Interviews über den Umgang mit der Geschichte, der eigenen und der der anderen, treten alle Zeitzeugen noch einmal auf. Erinnern und Schweigen zu Wiedergutmachung, Schuld und Antisemitismus.

Begründung der Jury

„Schweigen und Erinnern“ setzt sich mit dem Novemberprogrom des Jahres 1938 in Österreich auseinander. Es geht um die heutige Erinnerung, das Ver- und Unverständnis von Zeugen der Zeit. Ihre mosaiksteinartigen Aussagen bilden ein – zusammengenommen – erhellendes Bild. Ein Universitätsprofessor spricht davon, dass „Wien verjudet“ war. Ein alter Hobby-Historiker verweist mit Stolz auf die Hefte hin, in denen er alles über den sogenannten Einmarsch der Nazis ohne die geringste Distanz archiviert hat. Die Information, dass sich nach dem März 1938 allein in Wien 25.000 Kommissarische Verwalter an mehr oder minder gestohlenen Betrieben bereichert haben, lässt erkennen, welche Motive dazu führten, dass in Österreich das Novemberprogrom kaum „von oben“ organisiert werden musste. Gerade weil in dieser Dokumentation keine Schlussfolgerungen vorgesetzt wird, wird es unabweisbar notwendig, über das Geschehene nachzudenken, es zu bewerten, sich selbstbildend damit auseinanderzusetzen.