Felix Mitterer, Heide Pils

Felix Mitterer, Heide Pils
Das rauhe Leben // 1988

Erstausstrahlung: 1.5.1987 (ORF)

Von Heide Pils und Felix Mitterer nach dem gleichnamigen Roman von Alfons Petzold. Petzold, der später als „Arbeiterdichter“ in die österreichische Literaturgeschichte eingehen sollte, musste als lungenkranker Halbwüchsiger bereits in Fabriken und Handwerksbetrieben schuften wie ein Tier. Umso erstaunlicher, dass sich sein dichterisches Talent und seine Lebensenergie immer wieder Bahn brechen konnten: zuerst in Form von Couplets für die Wiener Volkssänger, dann als flammende Anklage sozialen Unrechts in Gedichtform.

Begründung der Jury

Der Film, er wurde nicht zu Unrecht gerade am 1. Mai im Hauptabendprogramm gesendet, ist unspektakulär und trifft mit dem Stilmittel von schwarz-weiß Bildern die Realität besser als es ein Farbfilm je könnte. Der Film von Heide Pils und Felix Mitterer basiert auf einer kongenialen Umsetzung des ihm zugrund liegenden Buches von Petzold, das Literaturwissenschaftler zu den bedeutendsten Autobiografien der Weltliteratur zählen. Der Film zeigt, in Abwandlung des Titels der großen Wien-Ausstellung, die Wirklichkeit des Traums. Geschildert wird eine Zeit in den Vorstädten, die mit trist euphemisch umschrieben ist. Es ist aber auch eine Zeit, in der in der Arbeiterbewegung eine Alternative entsteht, die in Wien, mehr als anderswo, eine Kulturbewegung war. Für Alfons Petzold wird die dichterische Auseinandersetzung mit seiner Realität zum Lebensinhalt. Die Stärke des preisgekrönten Films liegt unter anderem darin, dass er den Zusehern Anteilnahme und Identifikation ermöglicht und zugleich die notwendige Distanz zum Nachdenken schafft.