Fritz Lehner, Thomas Pluch

Fritz Lehner, Thomas Pluch
Das Dorf an der Grenze // 1980

Erstausstrahlung: 9.5.1979 (ORF)

Das Dorf an der österreichisch-jugoslawischen Grenze ist der fiktive slowenische Ort „Selitsch“, der sich nach dem Ersten Weltkrieg in einer international kontrollierten Abstimmung, der sogenannten „Kärntner Volksabstimmung“ für den territorialen Anschluss an Österreich oder an Jugoslawien entscheiden soll. Der Lebensweg des Bauern Hanse macht dabei anschaulich, wie politische Grenzziehung unter Hintanstellung ethnischer Abhängigkeiten Menschen dem Druck nationaler Emotionen aussetzt. Nach dem Votum für Österreich, dem zeitweiligen „Anschluss“ ans Großdeutsche Reich und der leidvollen Erfahrung des Zweiten Weltkrieges endet der Film 1945 mit dem Appell des Slowenen Hanse an die siegreichen Partisanen, auf Rache zugunsten eines neuen, gemeinsamen Anfanges zu verzichten. Die Schicksale im „Dorf an der Grenze“ sind zum Großteil authentisch. Sie werden zu Parabeln komprimiert, die zeigen sollen, „wie durch abstrakte politische Zielsetzungen auch Lebenswege andere Richtungen nehmen, wie durch die Verwendung einer Sprache Parteiungen entstehen und damit auch Fronten, zu deren beider Seiten Tränen und sogar Blut fließen“.

Begründung der Jury

Im „Dorf an der Grenze“ führen die allgemeinen menschlichen Verstrickungen einer kleinen Gemeinschaft vor dem Hintergrund historischer Ereignisse zu immer schärferer Polarisierung und schließlich zur Katastrophe tödlichen Aufeinanderprallens. Im Vordergrund steht die kraftvolle Persönlichkeit des Bauern Hanse, stark im Erdulden, fast rührend in seiner Zuversicht, hinreißend im mutigen Einsatz seiner Menschlichkeit. „Dorf an der Grenze“ ist ein Appell an die Kärntner beiderseits der Sprachgrenze, endlich und endgültig mit der hysterischen Suche nach der Schuld des anderen und der historischen Rechtmäßigkeit der eigenen Sache aufzuhören.