Fritz Lehner, Udo Samel

Fritz Lehner, Udo Samel
Mit meinen heißen Tränen // 1987

Erstausstrahlung: 31.10./1.11./2.11.1986 (ORF)

Der dreiteilige Fernsehfilm des Regisseurs Fritz Lehner behandelt die letzten Lebensjahre des Komponisten Franz Schubert von 1823 bis 1828 in Wien. Schubert ist von seiner Krankheit bereits schwer gezeichnet, komponiert aber mehr denn je. Der Blick aus dem Fenster, die Menschen draußen, die Geräusche der Stadt werden zu Materialien, die Schuberts Innenwelt in Musik transformiert. Nur sporadisch dringt die Außenwelt unmittelbar an Schubert heran.

Begründung der Jury

Obwohl sich der Film herkömmlichen Rezeptionsgewohnheiten widersetzt, ist er einer zum Schauen und Hinhören – für jene, die sich darauf einlassen. „Mit meinen heißen Tränen“ ist jedoch nicht nur von seiner Ästhetik ein unverwechselbares Kunstwerk, sondern auch vom Inhalt, durch das Porträt des vielleicht am meisten spießbürgerlich verkitschten und damit verkannten und verdrängten österreichischen Komponisten. Dabei sind historische Fakten Anhaltspunkte für die phantasievolle Umsetzung innerer Vorgänge und diese beeinflussende äußerer Umstände. Mit sparsamer Mimik spielt Udo Samel nicht das „Schwammerl“, sondern lässt Seelenzustände eines Unangepassten erahnen, der die sichere Existenz als Lehrer zugunsten freier Künstlerschaft aufgibt und den darüberhinaus eine unheilbare Krankheit an den Rand der Gesellschaft drängt. Samel stellt nicht dar, bietet dem Zuseher keine Identifikationsmöglichkeit, sondern erschließt eine in Widersprüchen lebende Persönlichkeit, die sich auch musikalisch widersprüchlich ausdrückt.