Georg Stefan Troller

Georg Stefan Troller
Der junge Freud // 1977

Erstausstrahlung: 31.10.1976 (ORF)

In diesem Film geht es um die Jugend Sigmund Freuds. Die TV-Studie reicht von der Kindheit Freuds in seinem Geburtsort Freiberg in Mähren über das Studium, die Reise zum Pariser Neurologen Jean Martin Charcot, die Ehe und das erste Buch des jungen Psychiaters bis zu dem Moment, wo Freud zu ahnen beginnt, dass er über seine eigenen Neurosen hinwegkommen muss, um weiter vorstoßen zu können. Diese Dokumentarspiel-Szenen sind eingerahmt von Interviews, in denen „der junge Freud“ – so als wäre er bereits mit dem Wissen des „alten“ gerüstet – über die Stationen seines Lebens Auskunft gibt. „Die biographische Wahrheit ist nicht zu haben…“(Zitat Freud). „Unsere Biographen“, schreibt er 1885 an seine Frau Martha, „sollen sich plagen … Jeder soll mit seinen Ansichten über die ‚Entwicklung des Helden‘ recht behalten. Ich freue mich schon, wie sie sich irren werden“. Unter diesem Motto versuchten die Autoren dieses Films auch nicht, so zu tun, als ließen sich die Quellen eines Genies in 90 Minuten aufdecken.

Begründung der Jury

Filme über Genies gibt es viele, und die meisten kommen über das Genie-Film-Klischee nicht hinaus. „Der junge Freud“ vermeidet in großartiger Weise jedes derartige Klischee und personifiziert durch die Gestalt des jungen Freud die psychoanalytische Technik des Aufdeckens von Vergangenem, Halb- und Ganzvergessenem, von Unterdrücktem eindrucksvoll und spannungsgeladen. Auch in diesem Film ist alles konzentriert auf ein Ziel, hier auf das Transparentmachen der Genesis einer wissenschaftlichen Theorie, die das Menschenbild des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst und mitgeformt hat.