Georg Stefan Troller // 2004

Georg Stefan Troller // 2004
Axel-Corti-Preis

Der 1921 in Wien geborene Georg Stefan Troller flüchtete im November 1938 mit 16 Jahren in die Tschechoslowakei und im April 1939 nach Frankreich, wo er nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges als „feindlicher“ Ausländer interniert wurde. 1941 gelangte er über Casablanca (Marokko) nach New York, wo er u. a. als Buchbinder Arbeit fand, seine Eltern konnten über Portugal in die USA fliehen. Georg Stefan Troller wurde 1943 US-Bürger, bald darauf wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und diente von März 1943 bis Mai 1946 in der US-Army. Aufgrund seiner Deutschkenntnisse wurde er von der US-Army bei der Vernehmung von Kriegsgefangenen eingesetzt. Nach einem Anglistikstudium in den USA kehrte Troller 1949 nach Europa zurück und studierte in Wien und Paris Theaterwissenschaft. 1951–58 war er als Radiojournalist für die „Stimme Amerikas“ in Paris tätig. Ab 1962 drehte er die Fernsehserien „Pariser Journal“ für den WDR und „Personenbeschreibung“ für den ZDF, unter den Porträtierten finden sich Muhammad Ali, Romy Schneider, Roman Polanski, Ingrid Bergman, Orson Welles oder Arthur Rubinstein. Georg Stefan Troller ist vor allem durch seine Interviews bekannt geworden, seine einfühlsame wie kritische Methode der Personenbefragung wurde zum Vorbild für viele Journalisten. In Zusammenarbeit mit Axel Corti entstanden das Dokumentarspiel „Ein junger Mann aus dem Innviertel“ über die Jugend Adolf Hitlers – Trollers erstem Drehbuch –, der Spielfilm „Der junge Freud“ sowie die Trilogie „Wohin und zurück“.

Begründung der Jury

Den Axel-Corti-Preis erhält für sein bisheriges Lebenswerk Georg Stefan Troller. Bekannt ist er in erster Linie durch seine Arbeit für das Fernsehen, er hat bedeutende Dokumentarfilme gedreht, aber er hat auch zahlreiche Bücher geschrieben. Er ist der große Fragesteller unter den Fernsehjournalisten, seine sehr subjektive und direkte Art Prominente zu befragen war stilbildend. „Wie sind Sie geworden, was Sie sind? Und wissen Sie Bescheid darüber? Gibt es eine Selbsterkenntnis?“ Das ist seine Kunst: Er hat die Menschen dazu gebracht, etwas von sich zu erzählen, was sie selbst so noch nicht wussten, weil er sich für sie interessiert.