Hellmut Andics

Hellmut Andics
15. Juli 1927 – Justizpalastbrand // 1968

Erstausstrahlung: 15.7.1967 (ORF)

Am 15. Juli 1927 brannte der Justizpalast. Dieses Datum markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der Ersten Republik. Nach jenem 15. Juli gelang es nicht mehr, die festgefahrenen Fronten zwischen den beiden großen innenpolitischen Machtblöcken in Österreich aufzuweichen. Vom Brand des Justizpalastes an führte der gerade Weg zum Bürgerkrieg im Februar 1934. Hellmut Andics befasst sich in dieser Dokumentation mit den drei Ereignissen, die zusammen die Geschichte des 15. Juli 1927 ausmachen: 1. dem in einer Schießerei ausartenden Zusammenstoß zwischen einem heimwehrähnlichen Frontkämpferverband und Schutzbündlern in Schattendorf, bei dem ein Mann und ein Kind ums Leben kamen, 2. dem mit Freisprüchen endenden Geschworenen-Prozess gegen die Täter, der die Ausschreitungen des 15. Juli auslöste, und 3. dem „Bruch der Disziplin“ (so der sozialdemokratische Partei-Historiker Jacques Hannak), dem Sturm der aufgeputschten Massen und der Brandstiftung, die den letzten Akt darstellen.

Begründung der Jury

Die Sendung ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Zeitgeschichte objektiv, lehrreich und doch interessant vermittelt werden kann. Der Zuseher wird ohne Rücksicht auf parteipolitische oder weltanschauliche Ressentiments direkt mit den Fakten konfrontiert. In einer ausgewogenen und spannend gemachten Zusammenstellung aus Archivmaterial, Befragung noch lebender Tatzeugen und anschaulichen Rekonstruktionsskizzen ist es gelungen, ein lebendiges Bild der tragischen Ereignisse des 15. Juli 1927, ihrer Ursachen und Auswirkungen erstehen zu lassen. Ein wesentlicher Beitrag zur Bewältigung unserer jüngsten Vergangenheit.