Jutta Grylka

Jutta Grylka
Der Contergan-Skandal: Die Opfer – die Folgen // 2008

Erstausstrahlung: 7.11.2007 (ORF)

Vor genau 50 Jahren – am 1. Oktober 1957 – kam in Deutschland das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan der Firma Grünenthal auf den Markt. Es löste den größten Arzneimittel-Skandal der Nachkriegsgeschichte aus: Bei schwangeren Frauen hatte Contergan verheerende Folgen, 12.000 Kinder wurden ohne Arme und/oder Beine und mit missgebildeten inneren Organen geboren. Erst nach dem die Öffentlichkeit durch einen Zeitungsartikel in der „Welt am Sonntag“ vom 26. November 1961 unterrichtet wurde, zog Grünenthal Contergan aus dem Handel. In Österreich hieß das Mittel „Softenon“ und war rezeptpflichtig – es gibt hier daher „nur“ zwölf offiziell bekannte Contergan-Opfer. Sie melden sich heute wieder zu Wort. Abgespeist mit einer kleinen Rente mussten sie selbst sehen, wie sie mit ihrer Behinderung, Arbeitslosigkeit, sozialen Problemen und den Spätfolgen der Missbildungen fertig werden.

Begründung der Jury

Jutta Grylka hat den „Contergan-Skandal“ ins Bewusstsein einer heutigen Öffentlichkeit gebracht und Betroffene zu Wort kommen lassen, die ihr objektiv schweres Leben subjektiv gut bewältigen. Sie alle haben erlebt, wie schwer sich auch in Österreich Ärzte, öffentliche Stellen und Behörden getan haben, die Folgen des Skandals zu bewältigen. Die Dokumentation ist informativ, eindringlich, für die Zusehenden schwer verkraftbar, aber nie spekulativ und auf vordergründige Wirkungen ausgerichtet und schon gar nicht auf Angstmache und vulgäre Medizinkritik aus. Sie ist offensichtlich öffentlich-rechtliches Fernsehen im besten Sinn.