Michael Haneke

Michael Haneke
Die Rebellion // 1994

Erstausstrahlung: 26.10.1993 (ORF)

Fernsehfilm nach Joseph Roth. Die Geschichte spielt im Wien nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie. Andreas Pum war ein guter Soldat gewesen. Er hatte gehorcht, für seinen Kaiser gekämpft, für sein Vaterland ein Bein verloren. Doch der Dank des Vaterlandes blieb aus. Andreas Pum, der Kriegsinvalide, bekam eine Lizenz und eine Drehorgel. So verdient er sein Geld auf den Straßen und Hinterhöfen von Wien. Und dennoch ist Andreas Pum nicht unzufrieden. Er lernt eine Witwe kennen, zieht zu ihr, heiratet sie. Aber eines Tages gerät er mit einem gut angezogenen Herrn in Streit, verursacht eine Störung der öffentlichen Ordnung, er schlägt einen Polizisten. Andreas Pum wird vor Gericht gestellt, verliert seine Lizenz, seine stramme Witwe. Er kann froh sein, dass ihm ein Freund aus den Tagen, da es ihm nach seiner Entlassung aus dem Lazarett ganz schlecht ging, einen Posten anbietet. Andreas Pum wird in eine Uniform gesteckt und hat die Herrentoilette des Cafés Halali zu bewachen. Und erst im Augenblick des Todes kommt ihm zu Bewusstsein, dass er immer brav war, immer gehorcht hat, erst jetzt vor seinem letztem Richter, rebelliert er – viel zu spät.

Begründung der Jury

Der Roman „Die Rebellion“ wurde 1924 geschrieben, und er gehört zu jenen Werken, mit denen Joseph Roth den Durchbruch zum anerkannten Schriftsteller schaffte. Die Verfilmung ist die Geschichte eines demütigen Untertans und monarchietreuen Relikts, dessen einfache Humanität durch die menschenverachtende Willkür der Staatsgewalt beschädigt wird. Ein mit großer Intensität gespielter Film, der viel gehemmte Wut gegen alle Formen von Egoismus, Ignoranz, Opportunismus und Assimilation offenbart. Die Literatur eines Joseph Roth adäquat in Ton und Bild umzusetzen, ist allein preiswürdig. Michael Haneke tut es aber subtil und streng zugleich und verleiht dem Film einen ganz spezifischen künstlerischen Reiz.