Michael Haneke

Michael Haneke
Das Schloss // 1998

Erstausstrahlung: 13.12.1997 (ORF)

Nach dem Roman-Fragment von Franz Kafka. Der Landvermesser K. wird von seiner Behörde in ein Dorf verschickt, um dort seinen Dienst anzutreten. Doch dort weiß keiner etwas von dieser Versetzung. K. versucht, in das Schloss, dem Sitz der offensichtlich übergeordneten Verwaltung, vorzudringen, doch der Versuch schlägt ebenso fehl wie sein Versuch, sich in der zum Schloss gehörenden Dorfgemeinde anzusiedeln. Je mehr K. sich bemüht, desto weiter entfernt er sich vom Ziel. Die Bürokratie des Schlosses verhindert in ihrer Undurchdringlichkeit und Willkür jede Klärung seiner gesellschaftlichen wie existentiellen Situation. K. bleibt schlussendlich, was er am Tag seiner Ankunft war: ein – im günstigsten Fall – geduldeter Fremder.

Begründung der Jury

Mit instinktsicherer formaler Strenge bringt Michael Hanekes Adaption das „Kafkagefühl“, die beklemmende, schwebende Stimmung des Romans auf den Fernsehschirm. Haneke hat mit einem Ensemble hervorragender SchauspielerInnen schwierigste Weltliteratur verfilmt. Das Resultat ist ein eigenständiges Kunstwerk. Die künstlerischen Mittel beginnen bei der Schnitttechnik, betreffen die Kameraführung und die Lichtgestaltung und kulminieren in der Textvorlage und der Arbeit mit den sich zurücknehmenden, aber umso wirkungsvolleren SchauspielerInnen. Das eigentliche, kafkaeske Thema von „Das Schloss“ sind bürokratische Herrschaft und Entfremdung. Hanekes außerordentlich anspruchsvolle künstlerische Auseinandersetzung damit wird, so ist zu befürchten, auch in Zukunft nichts von ihrer objektiven Aktualität einbüßen.