Michael Kehlmann // 2000

Michael Kehlmann // 2000
Axel-Corti-Preis

Michael Kehlmann wurde 1927 in Wien geboren. 1944 kam er mit siebzehn Jahren wegen der „Annahme staatsfeindlicher Tätigkeit“ in Gestapohaft und wurde in einem Nebenlager von Mauthausen gebracht, das er erst kurz vor Ende des Krieges mithilfe von Bestechung verlassen konnte. Michael Kehlmann absolvierte 1945 die Matura, studierte anschließend Germanistik und Philosophie und führte im „Studio der Hochschulen“ Regie. 1950 gehörte er zu den Gründern des Kleinen Theaters im Konzerthaus. Als Kabarettist spielte er im berühmt gewordenen Programm „Brettl vor dem Kopf“ mit Helmut Qualtinger, Carl Merz, Susi Nicoletti und Gerhard Bronner. Seit 1953 widmete sich Kehlmann auch zunehmend der Fernsehregie. Er ging nach Hamburg, dann nach Frankfurt und leitete die Fernsehspielabteilung des Hessischen Rundfunks – dort machte er Programm und führte Regie. Von 1958 bis 1981 lebte er als freier Regisseur in München. Als Theaterregisseur inszenierte er ab 1964 am Theater in der Josefstadt und ab 1974 am Burgtheater und den großen Bühnen des deutschen Sprachgebiets. Von 1987 bis zu seiner Pensionierung 1990 war er Leiter der Fernsehspielabteilung des ORF.

Begründung der Jury

Den zum vierten Mal vergebenen Axel­-Corti-Preis erhält der Regisseur, Schriftsteller und Schauspieler Michael Kehlmann für sein umfangreiches Werk, das mehr als 100 Filme umfasst. Viele davon haben in der Literaturverfilmung einen Qualitätsstandard geschaffen. Er schrieb zahlreiche Drehbücher und prägte die Anfänge des österreichischen Fernsehspiels entscheidend mit, in der Überzeugung, dass das Fernsehen „das deutsche Volkstheater der Gegenwart“ sei. Michael Kehlmann ist ein Repräsentant der hervorragenden österreichischen Literaturverfilmungen, seine bahnbrechende zweiteilige Verfilmung von Joseph Roths Roman „Radetzkymarsch“ aus dem Jahr 1965 wurde zu einem großen internationalen Erfolg. Er setzte stets auf Qualität und brachte mit seinen Fernsehinszenierungen das Werk Ödön von Horváths, einem seiner Lieblingsschriftsteller, einem breiteren Publikum ins Bewusstsein.