Otto Kamm

Otto Kamm
Albrecht Dürer – das Rosenkranzfest // 1973

Erstausstrahlung: 21.12.1971 (ORF)

Dürer empfing schon zu Lebzeiten vielerlei Ehrungen und ging in die Geschichte der deutschen Kunst als einer der beherrschenden Gestalten ein. Sein Gesamtwerk: etwa 70 Gemälde, 100 Kupferstiche, 350 Holzstiche und mehr als 900 Handzeichnungen. Kein Künstler außer Rembrandt, hat sich so oft selbst dargestellt. Dürer ist ein scharfer Beobachter. Immer ist er zugleich Forscher; seinen Akten liegt die Kenntnis der Anatomie zugrunde. Er studiert die Proportionen, geometrisch konstruiert er die Umrisse von „Adam und Eva“. Die Kunst wird in den Rang der Wissenschaft erhoben. Es ist die Zeit des geistigen, religiösen und sozialen Umbruchs, der Rebellion. Als Mensch, wie als Künstler, steht Dürer mitten drin, nimmt leidenschaftlich Anteil. Immer aber bleibt er im Kern ein religiöser Maler. Die neue Religiosität spiegelt sich in seinen Bildern. 1505 reiste Dürer zum zweiten Mal nach Italien. In Venedig erhielt er einen großen Auftrag. Für die Kirche der deutschen Kolonie, San Bartolomeo, malte er die Altartafel des Rosenkranzfestes. Vorbilder fand Dürer in den Werken von Bellini und Carpaccio. Ein halbes Jahr malte Dürer an dem Bild, in dem neben vielen Formelementen die noch der Gotik verhaftet sind, bereits der neue Geist, der Renaissance spürbar wird. Die Altartafel wurde zum vielbestaunten künstlerischen Ereignis Venedigs. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurde das Bild arg beschädigt, es galt als völlig ruiniert. 1934 wurde das Bild vom tschechoslowakischen Staat erworben und es hängt heute als eines der vielbewunderten Werke in der Nationalgalerie in Prag.

Begründung der Jury

In dem Albrecht-Dürer-Film „Das Rosenkranzfest“ waren nicht nur die großen kunsthistorischen Kenntnisse, sondern vor allem die Art der Präsentation des Künstlers ausgezeichnet. Besonders eindrucksvoll waren die gegebenen Vergleiche zwischen Original und späteren Kopien für den nicht so eingeweihten Fernseher.