Peter Nausner

Peter Nausner
Unwertes Leben // 1985

Erstausstrahlung: 31.7.1984 (ORF)

Ein Bericht über die NS-Psychiatrie in Österreich von 1938 bis 1945. Die Vernichtung „lebensunwerten Lebens“ – so ein gängiges Schlagwort aus der NS-Zeit – machte auch vor den „ostmärkischen“ psychiatrischen Anstalten nicht halt. Erbgeschädigte und unheilbar Kranke wurden zu Tausenden in die Gaskammern geschickt. Viele ließ man einfach verhungern. Hinter all diesen Gräueltaten stand ein ganz bestimmtes Menschenbild der damaligen Psychiatrie: Ende des 19. Jahrhunderts entstanden Begriffe wie „Ballast-Existenzen“ oder „sozialer Schwachsinn“ – abwertende Begriffe, die die künftigen Massenmorde vorzubereiten halfen. In Peter Nausners Bericht werden die vielen Orte des einstigen Schreckens – von der Vorarlberger Anstalt Valduna über Hall in Tirol bis Hartheim bei Linz – aufgesucht und nach den Verhältnissen von damals gefragt.

Begründung der Jury

Der Dokumentarist Peter Nausner, der auch an Originalschauplätzen drehte, weist in seiner genauestens recherchierten Arbeit auf die „wissenschaftlichen“ Wurzeln der Euthanasie hin, die lange vor der Etablierung des nationalsozialistischen Regimes gelegt wurden. Er zeigt die verschiedenen Vernichtungsprogramme und Tötungsarten auf und nennt vor allem die Ärzte, die an diesem Vernichtungsfeldzug teilgenommen haben. Nausner zeigt aber auch auf, dass Ärzten Formen des Widerstandes offen standen – beispielsweise durch Manipulation bei der Diagnose. Er weist auch daraufhin, dass nach 1945 Verbrechen an Wehrlosen nicht oder nur ungenügend geahndet wurden. Man wird an Adornos Satz erinnert: „Wer heute noch sagt, es sei nicht so oder nicht ganz so schlimm gewesen, der verteidigt bereits was geschah“.