Das zehnjährige Waisenkind Hans wird in den letzten Kriegstagen auf Betreiben seines politisch fanatisierten Volksschuldirektors in die NS-Euthanasieanstalt „Am Spiegelgrund“ eingewiesen. Er durchleidet, was alle anderen Kinder dort auch durchleiden. Er sieht seinen Bettnachbarn sterben – ein Trauma, das ihn sein Leben lang nicht mehr loslassen wird. Hans gelingt die Flucht bevor er, wie zahllose andere Kinder, „im Namen der Volksgesundheit“ ermordet wird. Im Jahre 1955 verliert Hans auf Grund seines Kindheitstraumas seine Freundin und schließlich seine Freiheit. Nachdem er den früheren Volksschuldirektor niedergeschlagen hat, begegnet er in Haft zum zweiten Mal dem für sein zerstörtes Leben verantwortlichen, früheren NS-Arzt Dr. Mannhart, seinem Mörder. Der arbeitet jetzt als bedeutender Gehirnforscher und führender Gerichtspsychiater. Und er setzt alles daran, Hans als gefährlichen Zeugen seiner mörderischen Vergangenheit endgültig zu vernichten.
Der auf tatsächlichen Ereignissen basierende Film schildert die fiktive Geschichte eines Mannes, der als Bub ein traumatisches Schicksal in der nationalsozialistischen Euthanasieanstalt Am Spiegelgrund erleidet. Dem Buben gelingt die Flucht und später begegnet er dem für sein zerstörtes Leben verantwortlichen Arzt, „seinem Mörder“, wieder. In ihrem – so die Jury – mutigen Spielfilmdebüt verwendet Elisabeth Scharang Bilder, die in ihrer Intensität stellenweise geradezu Wegsehen provozieren. Sie zwingen aber dazu, sich mit einem Geschehen reflexiv auseinanderzusetzen, das im Österreich der Zweiten Republik jahrzehntelang unter den Tisch gekehrt wurde.