Walter Wippersberg

Walter Wippersberg
Das Fest des Huhnes // 1993

Erstausstrahlung: 12.6.1992 (ORF)

Schwarzafrikanische Forscher unter der Leitung von Kayonga Kagame dringen in die Weiten Oberösterreichs vor, um Sitten und Gebräuche der dort lebenden Stämme für das „All African Television“ zu studieren. Für die Sendung „Fremde Länder, fremde Sitten“ soll das besonders abgeschiedene und noch wenig erkundete Volk der Oberösterreicher dokumentiert werden. Geradezu sensationelle, in der ethnologischen Literatur bisher unbekannte Phänomene werden dabei entdeckt! Die Kirchen, einst wichtiger Versammlungsort sind leer – dafür drängen sich die Ureinwohner ob der Enns in einem riesigen Zelt zusammen. Dort trinken sie gewaltige Mengen einer gelblichen Flüssigkeit und vertilgen hauptsächlich Hühner. Aber was bedeuten diese Treffen?

Begründung der Jury

Die sarkastische und vielschichtige „Dokumentation“ beruht auf dem geradezu genialen Einfall, einen Teil Österreichs, das „unberührte und rätselhafte Oberösterreich“ mit seinen unbekannten „Stämmen“ durch die Augen schwarzafrikanischer Ethnologen und Dokumentaristen beobachten zu lassen. Genau so, wie das umgekehrt ständig der Fall ist. „Das Fest des Huhnes“ zeigt an einem Ausschnitt unserer Kultur und Gesellschaft, wie apodiktische Urteile über andere Gesellschaften und Kulturen klingen, vor allem dann, wenn sie nach bloß mehrwöchigen Auslandsaufenthalten gefällt werden. Der Film zeigt aber auch, worauf unser Auge fällt, wenn wir uns anderswo umsehen: auf Besonderheiten, die dort Alltag sind. Auch unser aller Alltag erscheint anderen als – wahrscheinlich – merkwürdige Besonderheit.